Angesichts der Corona-Krise wollten wir im Münchner Süden mal testen, welche Sorgen die Münchnerinnen und Münchner umtreiben. Erst mal hörten wir des öfteren von verwunderten Anwohner*innen „es sind ja gar keine Wahlen – und ihr steht da“.
Wir hatten gute Gespräche, die Menschen erzählten uns ihre Sorgen angesichts steigender Mieten und der Angst, aus der Stadt verdrängt zu werden. Unter dem Motto „Pflegenotstand stoppen“ zeigten sie ihre Solidarität mit den Beschäftigten in den Krankenhäusern, Alten- und Pflegeheimen, die Arbeitsbedingungen dort müssen besser werden und die Gehälter entsprechend der geleisteten Arbeit steigen.
Zum Thema „wer bezahlt für die Krise“ gibt es diffuse Vorstellungen. Kurzarbeit, drohende Überschuldung und Insolvenzen von Freiberuflern und Soloselbständigen beunruhigt viele. Auch die hohe Verschuldung der öffentlichen Hand ist ein Thema. Allerdings wird durchaus gesehen, dass diejenigen die sehr viel Geld haben, auch mehr zahlen sollen. Hier sind wir gefordert, mit unseren Vorstellungen einer alternativen Finanzierung über eine Sonderabgabe für Millionäre offensiver an die Öffentlichkeit zu gehen.
Die 1.000 reichsten Deutschen konnten 2020 ihr Vermögen noch steigern, es beläuft sich mittlerweile auf 1,1 Billionen Euro. Susanne Klatten, Miteigentümerin von BMW ist die reichste Frau Deutschlands. Heinz Hermann Thiele, Eigentümer von Knorr-Bremse und seit kurzem Miteigentümer der Lufthansa, steht an zehnter Stelle der Superreichen. Beide führen die Reichsten in München an. Sie haben trotz Kurzarbeit in ihren Konzernen dicke Dividenden eingestrichen. Herr Thiele ist kurz vor dem finanziellen Desaster von Lufthansa dort eingestiegen und damit mitverantwortlich für den Abbau von ca. 25.000 Arbeitsplätzen.
„Gemeinwohlverpflichtung des Eigentums“ nach Artikel 14 des Grundgesetzes sieht anders aus.
Renate Cullmann, Mitglied des Ortsvorstands München-Süd