Vor 35 Jahren, am 26. September 1980, detonierte um 22.19 Uhr am Haupteingang des Münchner Oktoberfestes eine mit 1,39 Kilogramm Sprengstoff gefüllte Rohrbombe. Dabei kamen 13 Menschen ums Leben, 211 wurden verletzt, 68 davon schwer. Dieser Anschlag gilt nach wie vor als der schwerste Terroranschlag der deutschen Nachkriegsgeschichte.
Der erst 21 jährige Rechtsextremist Gundolf Köhler, der beim Anschlag selbst ums Leben kam, wurde damals von den staatlich verantwortlichen Behörden als Einzeltäter deklariert. Trotz vieler gegenteiliger Zeugenaussagen und Indizien, die gegen eine Einzeltäterthese sprachen, hält sich die Erklärung der Einzeltäterschaft von Seiten der Offiziellen bis heute. Vielversprechenden Spuren, die ins Rechte Milieu führten, wurde von den Ermittlern nicht nachgegangen.
Es ist beispielsweise bekannt, dass der seit seinem 14. Lebensjahr bei der NPD aktiv gewesene Donaueschinger auf Mitgliedslisten der erst im Januar 1980 verbotenen, in (West-)Deutschland führenden, rechtsterroristischen Vereinigung „Wehrsportgruppe Hoffmann“ (WSG) geführt wurde. Er nahm auch an paramilitärischen Übungen teil. Wegen der komplizierten Bauweise und der benötigten Materialien der selbstgebauten Mörsergranate ist eine Einzeltäterschaft zudem ebenso bis heute mehr als umstritten. Zudem fiel das Attentat in eine Zeit, in welcher der rechtsterroristisch in Europa gut vernetzte Untergrund eine ganze Serie von Anschlägen und Aktionen in (West-)Deutschland und anderen westeuropäischen Ländern, wie Italien, Frankreich und Belgien, in unterschiedlicher Ausgestaltung und Intensität verübte.
Als mögliches Motiv des Attentats, das in die Hochphase des Bundestagswahlkampfs fiel, wurde aus dem Umfeld Gundolf Köhlers angegeben, dass er die Bundeskanzlerkan-didatur von Franz-Josef Strauß (CSU) unterstützten wollte. Das Kalkül sei gewesen, dass der Anschlag linken Gruppen, wie der RAF zugeschoben werden sollte. Die Bevölkerung sollte so gegen die sozial-liberale Regierungskoalition aufgebracht werden und aus Protest Strauß wählen, der als neuer starker Mann gegen den linken Terror vorgehen sollte. Tatsächlich warfen Strauß und andere CSU-Politiker sofort nach dem Attentat der Regierung Versäumnisse im Kampf gegen RAF und Linksextremisten vor, die sie des Terroranschlags verdächtigten.
Schnell wurde jedoch bekannt, dass mit Köhler der Anschlag der rechtsextremen Szene zuzuordnen war, so dass sich die Vorwürfe als Eigentor erwiesen.
Die Vorgehensweise, zur Destabilisierung von Regierungen und zur Verunsicherung von Bevölkerungsteilen Attentate durchzuführen und linken Kreisen in die Schuhe zu schieben war nicht neu. Sie wurde seinerzeit von der geheimen paramilitärischen Nato-Organisation „Gladio“ in Kooperation mit rechtsextremen Gruppen, die die Anschläge verübten, unter dem Oberbegriff „Strategie der Spannung“ mehrfach betrieben. So kamen zum Beispiel acht Wochen vor dem Oktoberfestattentat in der italienischen Stadt Bologna 85 Menschen bei einem solchen Anschlag ums Leben. Ermittlungsergebnisse der Staatsanwaltschaft, die eine Beteiligung von „Gladio“ in Zusammenarbeit mit der Wehrsportgruppe Hoffmann am Oktoberfestattentat zu Tage förderten, wurden jedoch im offiziellen Untersuchungsergebnis damals nicht berücksichtigt.
Erst im letzten Dezember kam aufgrund des dauerhaften Öffentlichen Drucks und durch den Spielfilm „Der Blinde Fleck“, der in den Kinos die Ungereimtheimten mit prominenter Besetzung zum Besten gab, der Stein wieder ins Rollen. Die Bundesstaatsanwaltschaft nahm die Ermittlungen wieder auf.
Am heutigen Jahrestag legt DIE LINKE. München bei der Gedenkveranstaltung der DGB-Jugend München am Mahnmal neben dem Haupteingang des Oktoberfestes einen Kranz nieder. Im Anschluss beteiligt sich DIE LINKE. München an der vom ver.di Arbeitskreis Aktiv gegen Rechts organisierten Schutz- und Mahnwache.
Update: Bilder von vor Ort