Letzten Freitag durfte eine Gruppe der LINKEN. München den Drogennotdienst L43 besichtigen. Unter anderem waren unser Kreissprecher und Spitzenkandidat zur Landtagswahl, Ates Gürpinar und unsere Stadträtin und Direktkandidatin zur Landtagswahl in München-Mitte, Brigitte Wolf, dabei. Unsere Genossin Elke Moll und unser Genosse Claus Debnar, die selbst im L43 arbeiten, stellten uns das Konzept des Drogennotdienstes vor und schilderten uns die Probleme ihrer täglichen Arbeit. Das L43 bietet eine 24h-Beratung für Menschen, die harte Drogen konsumieren. Es gibt einen Kontaktladen mit Spritzentausch und Duschmöglichkeit sowie eine Notschlafstelle mit etwa 30 Betten. Es ist für viele Abhängige eine wichtige und niedrigschwellige Anlaufstelle, die ihnen Hilfestellungen für ihren Alltag gibt und Entgiftungsplätze vermittelt. Im anschließenden Vortrag der Beiden wurden uns unter anderem die historischen Hintergründe der Unterscheidung von legalen und illegalen Drogen geschildert und die Folgen der Drogenpolitik der CSU analysiert.
Das Land Bayern hat die meisten Drogentote in ganz Deutschland. Etwa jeder vierte Drogentote stirbt in Bayern. Dies liegt unter anderem an der sehr repressiven Politik der CSU gegenüber von illegalen Drogen abhängigen Menschen. Die Dämonisierung und Kriminalisierung von Drogen verfehlt gerade auch bei Jugendlichen das behauptete Ziel der Abschreckung vom Drogenkonsum. Statt ausreichende Mittel für präventive und therapeutische Angebote bereitzustellen, gibt Deutschland aber 84 Prozent seiner Ausgaben im Drogenbereich für die Strafverfolgung aus.
DIE LINKE setzt sich für einen Paradigmenwechsel ein: weg von der Strafverfolgung, hin zu Prävention, Beratung und Hilfe. Wir sehen es nicht als Aufgabe der Politik an, Menschen zu erziehen, sondern ihnen eine informierte und risikobewusste Konsumentscheidung, ähnlich wie bei Tabak und Alkohol, zu ermöglichen. Wir wollen den Wunsch nach Rausch nicht moralisch werten; er ist ein Bestandteil der Kultur.
Mit dem Verbot von Drogen werden die Risiken für Konsumierende und Gesellschaft nicht wirksam reduziert. Es verhindert weder den Drogenhandel noch senkt es wirksam den Konsum. Die Gesundheitsgefährdung durch Streckmittel, die Finanzierung der Mafia, Beschaffungskriminalität, sozialer Abstieg von Abhängigen, Begleiterkrankungen wie HIV/AIDS und Hepatitis –viele drogenbezogene Probleme werden mehr durch die Repression verursacht als durch die Drogen selbst. Zugleich bindet die Repression große finanzielle Mittel: Mehrere Milliarden Euro werden für die Strafverfolgung ausgegeben, für Hilfe und Prävention nur ein Bruchteil davon. Abhängigkeit ist ein alltägliches Phänomen.
Abhängig sein kann man nicht nur von illegalen oder legalen Subtanzen, Tabak oder Alkohol, sondern z.B. auch von Glücksspiel, Arbeit, Essen. Sie hat vielfältige soziale und psychologische Ursachen und sollte – wie andere Erkrankungen auch nicht als Versagen einzelner Menschen interpretiert werden.
Wir danken Elke und Claus für diese informative Besichtigung, die für uns alle nachhaltig geprägt hat. Eine solche Aufklärung können wir nur weiterempfehlen!