Solidarität mit den Beschäftigten in den Sozial- und Erziehungsdiensten.
Tierpark Hellabrunn, Mittwoch, 10:05 Uhr, frisch, aber sonnig, blauer Himmel mit wenigen weißen Wölkchen, allmählich kommen die Familien und stellen sich vor den Kassen an, heitere Stimmung, kein Kind weint, Mütter und Väter (noch) gelassen und zuversichtlich.
Mann, etwas älter: „Guten Morgen, darf ich Ihnen diese Information zu den Erziehungs- und Sozialberufen reichen? Und Sie können auch mit Ihrer Unterschrift die Aufwertung der sozialen Berufe unterstützen.“
Frau, Mitte dreißig, energischer Blick, leichter LOHAS-Habitus, aber geerdet: „Unterschreiben tu ich erst mal gar nix, was steht denn da?“
Mann: „Da steht: Ich unterstütze die Forderung nach einer Aufwertung der sozialen Berufe und bin einverstanden, dass meine Angaben (Name, PLZ und Ort) auf www.soziale-berufe-aufwerten.de veröffentlicht werden.“
Kind, 4 oder 5 Jahre alt, Zauselfrisur, flinke Augen: „Mama, was will denn der Mann?“
Frau: „Der Mann will, dass ich was unterschreibe und die Erzieherinnen unterstütze.“
Kind: „???“
Frau: „Ja, dass halt die Maria im Kindergarten mehr Geld bekommt und nicht von München weg muss.“
Kind: „Die Maria soll aber nicht weg, die ist nett.“
Frau: „Nein, die Maria geht schon nicht weg.“
Kind: „Will der Mann auch, dass die Maria bleibt?“
Frau: „Ja, das will der auch.“
Kind: „Machst Du dann das?“
Frau: „Was?“
Kind: „Ja, das mit dem untersch…“
Frau: „Klar mach ich das.“
Zum Mann: „Warum sagen Sie denn nicht gleich worum’s geht. Hey, Gerolf, komm, Du unterschreibst auch.“
Gerolf kommt, lächelt freundlich, unterschreibt: „Die Maria ist nämlich echt nett.“
So oder ähnlich verliefen die Gespräche am 8. April im Eingangsbereich zum Tierpark Hellabrunn. 9 Genossinnen und Genossen waren vor Ort und konnten 205 Unterschriften sammeln und viele Flugblätter an die Frau und den Mann bringen. Einzige Minuspunkte: Die Flugblätter gingen irgendwann mal aus und es war schade, dass die Aktion nur bis 11:00 angemeldet wurde. Aber egal, es war rundum schön und niemand sagte: „Jetz is des Kommunistngeschwerl a scho wida do.“
Geboren wurde die Idee am 30.3.15 in einem „Erstgespräch zur möglichen Gründung eines Solidaritäts-Bündnisses für den Sozial- und Erziehungsdienst München & Region“ zwischen VertreterInnen von ver.di München und interessierten Organisationen bzw. Einzelpersonen. Wir vom KV München waren gut dabei und haben dann die Hellabrunn-Aktion organisiert.
Worum geht es? Die ver.di-KollegInnen aus dem Bereich der Sozial- und Erziehungsdienste, die derzeit um eine bessere Einstufung im Tarifvertrag im öffentlichen Dienst kämpfen – die ihrer langjährigen Ausbildung und ihrer gesellschaftlich wichtigen verantwortungsvollen Tätigkeit entspricht -, brauchen und verdienen unser aller Solidarität: von KollegInnen aus anderen Betrieben, von Eltern, von der gesamten Bevölkerung. Um diese Unterstützung zu erreichen, vor allem um die Eltern auf die Seite der Beschäftigten zu bringen oder zumindest um ein Verständnis für die Anliegen der betroffenen Kolleginnen und Kollegen zu werben, ging es am Mittwoch. Und, bei aller Bescheidenheit: wir haben das gut gemacht oder viel eher und wichtiger: die Eltern (und auch die Großeltern) waren toll und nur in wenigen Ausnahmen ablehnend oder gleichgültig.
Dank an alle Neune, die mit geholfen haben! War eine echte Erfolgs-Story und es geht weiter: am 13.4. um 20:00 im Salettl im DGB-Haus mit der Gründung eines Solidaritätsbündnisses zur Unterstützung der Beschäftigten in den Sozial- und Erziehungsberufen. Zitat aus der Einladung:
Die aktuelle Tarifrunde im Sozial- und Erziehungsdienst ist keine gewöhnliche Gehaltsrunde. Es geht diesmal um nicht weniger als die Aufwertung aller Sozial- und Erziehungsberufe. Eine solche Aufwertungskampagne und der damit verbundene Tarifabschluss wird über sehr viele Jahre hinweg die Eingruppierung der Beschäftigten bestimmen. Daher ist die aktuelle Tarifauseinandersetzung nicht nur ein Kampf der aktuellen Beschäftigten sondern auch entscheidend für den beruflichen Nachwuchs unter welchen Bedingungen dieser in seinen zukünftigen Beruf starten wird.
(cwo)