– und Angela Merkel sieht den Wald vor lauter Bäumen nicht.
Ein Kommentar (Teil 1) von Wolfgang Seidel, DIE LINKE. München – OV Süd
Die aktuellen dramatischen Ereignisse sollten zum Nachdenken und Handeln führen. Menschen verlassen in Massen Ihr Zuhause um dadurch Flucht Krieg und Elend zu entkommen. Menschlichkeit, Grundgesetz und die Deutsche Geschichte gebieten uns Hilfe zu leisten und Menschen, die alles verloren haben, zu helfen. Eine bemerkenswerte Welle der spontanen Hilfsbreitschaft geht durch das Land, Menschen Spenden alles was gebraucht wird und leisten ehrenamtliche Arbeit um ausgemergelte und erschöpfte Flüchtlinge versorgen. Bürger machen plötzlich große Politik. Die Politik läuft hierbei verwirrt und wankelmütig den Bürgern hinterher.
Ein neuer politischer Begriff macht die Runde und muss in jede Politikerrede – die „Willkommenskultur“. Unsere „Willkommenskultur“ bedeutet aber für die Flüchtlinge auch eine „Abschiedskultur“ und viele der Abschied Nehmenden erreichen das Willkommen nicht. Die erschreckenden Bilder und Zahlen derjenigen, die auf der Flucht ihr Leben lassen sind nur die Spitze eines Eisberges, dessen größter Teil dem Betrachter verborgen bleibt.
Jedem vernünftig denkenden Menschen ist klar, dass wir nicht die ganze Welt bei uns aufnehmen können. Die ganze Welt will aber auch gar nicht von uns einfach so aufgenommen werden. Ist der Leidensdruck aber groß genug, setzen sich Menschen in Bewegung. Sie nehmen dabei auch in Kauf niemals am Ziel anzukommen. Weder das Mittelmeer noch Grenzzäune werden dies aufhalten. Wir sind hierbei nicht anders gestrickt als die Flüchtlinge. Würde für uns die Situation unerträglich werden, dann würden auch viele von uns Ihr Heil in der Flucht suchen, selbst wenn es vielen von uns schwer fallen würde und die Risiken ernorm wären.
Ja, eine menschenwürdige Aufnahme und Versorgung der Flüchtlinge ist richtig, es wäre aber auch dringend ein Nachdenken über die Ursachen der Flüchlingsströme angebracht.
Deutschland hat „international mehr Verantwortung übernommen“ und soll, wenn es nach der Bundesregierung geht, internatinonal noch mehr „Verantwortung“ übernehmen. Instabile Regionen wurden bisher weiter destabilisiert und selbst stabile Länder wurden völlig ins Chaos gestürzt. Die Ursache ist eine Politik, die durch geostrategisches Interesse gesteuert wird aber sich gerne den Deckmantel einer „Achse des Guten“ mit „Verantwortung“ aufsetzt. Auf der gegnerischen Seite der „internationalen Verantwortung“ sind die „Bösen“, die sogar häufig als geostrategische Partner einmal nützlich und „gut“ waren. Der Feind meines Feindes ist mein Freund.
Eine Politik die aber wirklich Verantwortung übernimmt darf nicht nach geostrategischen Interessen und Profit ausgerichtet sein. Eine wirklich verantwortungsvolle Politik darf guten Freunden auch sagen, dass sie auf dem Holzweg sind, sie darf und muss sich auch einem Holzweg verweigern. Jeder Mensch, der dadurch nicht notgedrungen zum Flüchtling wird ist ein Erfolg und es wären sehr viele solche Erfolge möglich.
Leider fehlen aber nach wie vor bei Angela Merkel, aber auch bei Ihrem Koalitionspartner SPD, jegliche Selbstkritik und somit auch jeglicher Erkenntnisgewinn.